Wohnen im denkmalgeschützten Stahlhaus

Elisabeth Liebing Elisabeth Liebing
Erweiterung + Sanierung eines Denkmals, Turck Architekten Turck Architekten Eclectic style houses
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Heute möchten wir euch ein denkmalgeschütztes Stahlhaus vorstellen. Diese Haus wurde bereits im Jahr 1952 von der Firma MAN als Fertighaus erbaut. Da sich das Stahlhaus in einem sehr schlechten Zustand befand und den heutigen baulichen Energieanforderungen nicht mehr genügte, wurde es behutsam renoviert. Verantwortlich für die Renovierung und Vergrößerung des Hauses ist das Team der Turck Architekten.

Erneuerung des denkmalgeschützten Stahlhauses

Der Baukörper steht auf einem gemauerten Kellergeschoss. Die tragende Konstruktion besteht aus Stahlträgern, die das MAN-Werk damals Vorort mit vorgefertigten Wandelementen zusammengesetzt hat. Die raumhohen Stahlkassetten wurden ursprünglich mit Glaswollmatten gedämmt und mit Holzfaserplatten bekleidet. Bei der Sanierung wurde ein neuer Wandaufbau geplant und verwirklicht, der enorm zur Verbesserung des Raumklimas und zur Einsparung von Energieressourcen beiträgt. Zunächst wurden die Außenwände bis auf das Stahlblech freigelegt und anschließend wurde das Stahlhaus mit einer Zellulosedämmung neu isoliert. Der Innenraum erhielt einen Lehmputz mit einer integrierten Wandheizung, der ein gesundes und angenehmes Raumklima in der denkmalgeschützten Hülle schafft. 

Nicht nur die Wandflächen wurden saniert, sondern ebenso das Dach, das mit kleinformatigen Schindeln neu eingedeckt wurde. 

Erweiterungsbau

Die Bauherren wollten ihr eigenes Architekturbüro in das Haus integrieren. Da die Nutzfläche des bestehenden Hauses dies nicht zuließ, entschloss man sich in Abstimmung mit der Denkmalbehörde für einen zurückhaltenden, leicht ins Gelände eingegrabenen Erweiterungsbau. Dieser sollte die Erscheinung des Haupthauses natürlich möglichst wenig beeinträchtigen. Durch die Erweiterung entstand als angenehmer Nebeneffekt über dem neuen Büro eine großzügige Dachterrasse, die schwellenlos vom Wohnzimmer aus zu betreten ist und zum Verweilen einlädt. Der neu hinzugefügte Kubus wurde mit einer vertikal angeordneten Lärchenholzschalung verkleidet. Die Verkleidung dient gleichzeitig als Brüstung der neu geschaffenen Dachterrasse.

Geschichte der MAN-Stahlhäuser

Das MAN-Stahlhaus war ein Fertighaus der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, das in den Jahren 1948 bis 1953 gebaut wurde. Insgesamt baute das Unternehmen weltweit 230 Stück. In der Nachkriegszeit war MAN auf der Suche nach einem neuen Absatzmarkt für Stahlkonstruktionen und fertigte so ab 1948 Stahlhäuser in Fertigbauweise, die auf einem speziellen Bauweisekonzept aus den 1920er Jahren basieren. 

Es gab vier unterschiedliche Grundrisstypen: 8  × 8 m, 8  × 10 m, 8  × 13 m und 8  × 16 m. Die architektonische Gestaltung sollte sich an konventionellen Steingebäuden orientieren. Der Architekt Hans Schneider wollte durch die Lochfassade mit Satteldach sowie die Sprossenfenster mit Klappläden einen schlichten und anheimelnden Charakter erschaffen. In Deutschland stehen etwa noch 40 MAN-Stahlhäuser. 

Die Außenwände der Häuser müssen aufgrund des verwendeten Stahls, der besonders anfällig für Korrosion ist, regelmäßig gesandstrahlt und neu lackiert werden. Der Kaufpreis für ein Fertighaus mit einer einfachen Ausstattung lag im Übrigen bei 18.800 DM. Das war für die damaligen Verhältnisse ein relativ hoher Preis für ein Fertighaus.

Das Schlafzimmer

Hier befinden wir uns direkt unter dem Dach. Das Geschoss wurde ausgebaut und dient nun als heimelige Schlafstätte für die Eltern. Große Dachfenster lassen viel Licht in das Innere des Hauses strömen und machen die oberste Etage zu einem außergewöhnlichen Wohnraum. Die großen Dachfenster dienen auch in den Sommermonaten als natürliche Klimaanlage, da sie so angeordnet wurden, dass ein Durchzug entstehen kann, der vor der Überhitzung schützt. Farblich beschränkte man sich auf natürliche Kolorierungen. Prägnant ist die Gestalt des Holzbodens, dessen Material ein wunderbares Raumklima verbreitet. Die spitz zulaufenden Wände wurden geweißt. 

Gelbe Küche

Das Design der Küche erinnert an längst vergangene Tage. Die Küchenschränke ähneln dem Design einer Frankfurter-Küche und werden auch noch in 50 Jahren ansehnlich sein. Anders gestaltet es sich mit der peppigen Farbe Gelb, die ein mutige Wahl darstellt. Die Küche ist strikt abgegrenzt vom Wohnbereich und findet sich, so wie es früher üblich war, in einem separierten Raum. 

Wenn ihr mehr über die Frankfurter-Küche erfahren wollt, könnt ihr in dem Ideenbuch Frankfurter Küche im Bauhausstil nachlesen.

Kinderzimmer

In der ersten Etage finden sich zwei große Kinderzimmer, die eine geräumige Fläche aufweisen. Für ein behagliches Fußgefühl sorgt der verlegte Holzboden. Ebenso wie im elterlichen Schlafzimmer sorgen zusätzliche Dachfenster für mehr Helligkeit und lassen den Raum besonders freundlich erscheinen. 

Interieur des Anbaus

Hier befinden wir uns in dem Erweiterungsbau des Stahlhauses. Erschlossen wird der Kubus durch einen separaten Eingangshof. Der Anbau beherbergt ein Arbeitszimmer und einen Besprechungsraum. Auf dem Bild sehen wir den abgetrennten kleinen Besprechungsraum. Um eine Separierung des großen Raumes zu gewährleisten, wurde ein Regal eingesetzt, das die Sitzgruppe räumlich trennt und abschirmt. Erleuchtet wird der Bereich durch drei organisch geformte Kupferleuchten, die bei all den natürlichen Materialien hervorstechen.

Büro im eigenen Haus

Der Anbau des Stahlhauses dockt auf Untergeschoss-Niveau an und bietet einen großzügigen Blick in den Garten. Da das Gelände nach Süden hin abfällt, erhält man besonders sonnige Büroräume.

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